Die Tage werden kürzer und kühler. Bevor sich die Pflanzenwelt vollends zurückzieht, verabschiedet sie sich mit einem farbenprächtigen Farbenspiel und Erntesegen. Jetzt schenkt uns die Natur Früchte und Beeren in Hülle und Fülle, in denen die geballte Sonnenvitalität des Jahres versammelt ist. Daneben sind es die kraftvollen Wurzeln, in die die geballten Lebens- und Vegetationskräfte des Jahres gezogen sind. Hier finden wir Heilkräfte, die uns für die lange, kalte Winterzeit stärken können.
Von der Tag-und-Nachtgleiche bis zu Allerheiligen bzw. bis zum 8. November, und von Mariä Lichtmess am 2. Februar bis Mitte März ist traditionellerweise die beste Erntezeit für Wurzeln. Zwischen November und Anfang Februar, insbesondere während der Weihnachtszeit, haben unsere Vorfahren eine Ruhepause eingelegt.
Der Meerrettich ist eine sehr Vitamin-C-haltige Wurzel, die nicht nur in der Küche als würzig-scharfe Beilage dient. Sie ist ein hochwirksames Heilmittel bei Infektions- und Atemwegserkrankungen. Ein pflanzliches Antibiotikum aus der Wurzel! Die Wurzel enthält antibiotisch, keimhemmend wirkende Senföle, die über die Niere und die Lungen ausgeschieden werden. Äußerlich wirkt der Meerrettich krampflindernd, erwärmend, durchblutungsfördernd.
Der Meerrettich eignet sich bestens zur Herstellung von Salben, Tinkturen, Wein und Hustensaft. Bei Kopfschmerzen, Migräne oder Nasennebenhöhlenentzündung kann die Wurzel frisch als Nackenkompresse verarbeitet werden; bei Muskelschmerzen und Weichteilrheumatismus kann eine frische Auflage Linderung hervorrufen.
Um ein langes Wurzelstück, ernten zu können, ohne dass es gleich abbricht, braucht es viel Kraft und Fingerspitzengefühl. Damit die Wurzeln möglichst frisch verwendet werden können, sollten sie im frostfreien dunklen Keller in Sand oder Erde einge-schlagen werden. Oder man friert kleine Stücke ein. Denn in gefrorenem Zustand kann der Meerrettich gut geraspelt werden. Jedoch Vorsicht beim Reiben der frischen Wurzeln: Sie sind stark haut- und schleimhautreizend! Deshalb darf die frische Wurzel auch nicht länger als 4 bis 6 Wochen angewendet werden.
Anwendungen, innerlich: Innerlich wirkt der Meerrettich verdauungsfördernd, antimikrobiell und unterstützt mit den Senfölglykosiden die Eiweißverdauung; er hilft somit auch bei Blähungen und Völlegefühl. In der Volksheilkunde wird er als Blutreinigungsmittel und zur Darmsanierung eingesetzt.
Meerrettich-Hustensaft Ein Wurzelstück grob raspeln und die doppelte Menge Honig dazugeben. Das Ganze über Nacht ziehen lassen. 3-mal tägl. ½ bis 1 TL bei Husten einnehmen. Maximal sieben Tage lang!
Rachenputzer Frisch geriebenen Meerrettich mit der gleichen Menge Honig und etwas Ingwer und Zitronensaft mischen und 3 x tägl. 1 TL im Mund zergehen lassen. Desinfiziert den Rachenraum!
Anwendungen, äußerlich: Meerrettichnackenauflage bei Atemwegserkrankungen und Sinusitis Eine pflaumengroße Menge frisch geriebenen Meerrettich in ein Taschentuch einwickeln, sodass der Meerrettich auf einer Seite nur von einer Stofflage bedeckt ist. Mit dieser Seite die Kompresse ca. 2 bis 5 Min. lang auf den Nacken legen. Sobald die Auflage intensives Brennen hervorruft, die Kompresse entfernen und die gerötete Haut mit einem Pflegeöl einölen. Alle 1 bis 2 Tage die Auflage wiederholen (insgesamt max. 15 Tage) und bei guter Verträglichkeit bis höchstens 15 Min. auf dem Nacken belassen.
Meerrettichauflage 1 TL frisch geriebene Meerrettichwurzel dünn auf ein Stofftaschentuch auftragen und die vier Ecken zu einem Päckchen einschlagen. Das Ganze auf die rheumatisch schmerzende Stellen legen (oder mehrmals hintereinander auftupfen) und mit einem schützenden Tuch bedeckt ca. 3 bis 5 Min. belassen. Danach die geröteten Hautstellen mit Johanniskraut- oder Mandelöl einreiben.
Die in unseren Wäldern heimische Wald-Engelwurz ist die kleine Schwester der bis zu 2,5 Meter hoch wachsenden Erzengelwurz, deren Heimat Nordeuropa ist. Beide bevorzugen feuchte Standorte. Mit ihren großflächigen, zweifach gefiederten Blättern, den kräftigen, rötlichen, hohlen Stängeln und ihren grünlich-weißen bis rötlichen, kugeligen Blütendolden ist die Erzengelwurz (aber auch die Wald-Engelwurz) eine stattliche, Respekt einflößende Erscheinung.
Nicht umsonst erhielten sie diesen ehrwürdigen Namen, der auch ihre überirdischen Heil- und Zauberkräfte verrät. Einer Legende zufolge soll der Erzengel Raphael persönlich einen kranken Einsiedler auf die Erz-engelwurz aufmerksam gemacht haben! Der Überlieferung nach war sie eine der wichtigsten Heilpflanzen während der Pestzeit, da sie die Menschen vor Ansteckungen schützen konnte. Volksnamen wie Angst-, Brust-, Magen-, Gift-, Zauber-, Liebes- oder Theriakwurz verraten, wie vielfältig sie in früheren Zeiten angewendet wurde.
Mit ihren Bitterstoffen und ätherischen Ölen wirkt die Engelwurz tonisierend, sekre-tionsfördernd, krampflindernd und galleanregend. In der klassischen Phytotherapie wird sie bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wie Magenkrämpfe, Völle-gefühl oder Blähungen empfohlen. Sie ist aber auch eine sehr kräftigende und nerven-stärkende Pflanze, die sich bestens eignet sowohl in Zeiten erhöhter körperlicher oder seelisch-geistiger Belastung als auch bei Schwächezuständen und in der Rekonvaleszens. In der Volksheilkunde wird sie darüber hinaus gegen Vergiftungen, Verwun-dungen, bei Menstruationsbeschwerden und Atemwegserkrankungen verwendet.
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Pflanzensäuren, Cumarine, Furanocumarine.
Anwendungen, innerlich: Tee, Tinktur, Öl, Heilwein, Likör (Benediktiner, Chartreuse).
Nebenwirkungen: Fotosensibilität bzw. Kontaktekzeme durch Furanocumarine. Beim Ernten der Wurzel an sonnigen Tagen sollten deshalb Handschuhe getragen werden.
Wurzelwein Zutaten: ¼ TL Löwenzahnwurzel, ¼ TL Wegwartenwurzel und ¼ TL Angelikawurzel (oder Kalmus, Galgant, Enzian- oder Ingwerwurzel bei «innerer Kälte») sowie 50 ml Likörwein.
Die frischen oder getrockneten Wurzeln (bei frischen Wurzeln doppelte Menge wie oben angegeben) sehr klein schneiden und in ein Glas geben. Mit 50 ml bzw. 100 ml Vinum liquorosum (17–18%igem Likörwein, z.B. Goldmuskateller, Portwein oder Malaga) auffüllen. 5 bis 7 Tage stehen lassen, tägl. kräftig schütteln, dann durch einen Papierfilter oder Stoff abgießen.
Zur Tonisierung, Kräftigung und Verdauungsförderung 2 x tägl. 1 EL vor dem Essen einnehmen.
Wurzeltinkturen Zutaten: Frische oder getrocknete Wurzelstücke (z.B. aus Angelika, Blutwurz, Beifuss, Nelkenwurz, Beinwell, Klette); Alkohol (Wodka, Weinbrand, unvergälltem Äthanol, ca. 45–50%). Dies ist für den inneren und äußerlichen Gebrauch. Nur für den äußerlichen Gebrauch und Kosmetik kann man auch Äthanol mit 0,1 % Kampfer vergällt verwenden.
Die frisch gewaschenen, klein geschnittenen, evtl. im Mörser zerstoßenen Wurzelstücke in ein Glas mit weiter Öffnung und gutem Verschluss geben. Das Glas sollte etwa zu einem Drittel bis zur Hälfte gefüllt sein.
Die Wurzeln mit dem Alkohol übergießen, bis das Glas voll ist.
Gut verschließen, etikettieren mit Datum und Name der Pflanze. An einem kühlen, dunklen Ort 3 bis 5 Wochen ausziehen lassen, wenn möglich tägl. schütteln.
Danach das Ganze durch ein Filterpapier oder Gazetuch filtern. In dunkle Flaschen abfüllen, gut verschließen und etikettieren. Vor Licht, Wärme und Sauerstoff geschützt halten Tinkturen einige Jahre.
Die leuchtend roten Hagebutten bzw. Heckenfässchen (Hag = Hecke und Butte = Fässchen) sind die Früchte der Hecken- bzw. Hundsrose, eine Wildform aus der vielfältigen Rosenfamilie. Die wertvollen Hagebutten der Hundsrose sind im Vergleich zu denen anderer Rosen erst im Oktober und November reif. Die in den sogenannten Fässchen enthaltenen Härchen kennen wir noch aus unseren Kindheitstagen, in denen wir sie als beliebtes «Juckpulver» einsetzten.
Die Früchte (Cynosbati fructus cum semine) enthalten reichlich Vitamin C und Mineralien, wodurch sie unsere körpereigenen Abwehrkräfte und unser Immunsystem stärken. Erstaunlich ist, dass das Vitamin C in der Teezubereitung weitgehend erhalten bleibt, auch wenn man den Tee kurz aufkocht. So sollten wir 2 bis 3 Teelöffel Hagebuttenschalen einmal aufkochen und dann 30 Minuten ziehen lassen oder die gleiche Menge in ¼ Liter kaltem Wasser über Nacht einweichen und erst am nächsten Tag kurz aufkochen; dann abgießen, mit Honig süßen und warm trinken. Um unsere Abwehrkräfte zu stärken, sollten wir über mehrere Wochen 3-mal täglich 1 Tasse trinken. Inhaltsstoffe der Hagebutten: Vitamin C, Flavonoide, Vitamin A, B, E, K, Anthocyane, Karotinoide, Mineralien wie Eisen, Magnesium u.a., ätherische Öle, Lectihin, Vanillin und Fruchtsäuren. Anwendungen, innerlich: Tee, Hagebuttenmus/-mark («Hägemark», in der Schweiz «Buttemost»), Wein, Likör, Sirup, Öl. Neben der Resistenzsteigerung fördern die Hagebutten den Stoffwechsel und wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und antioxidativ. Die Kerne selbst (Cynosbati Semen) wirken mild harntreibend. Der «Kernlestee», aus den kleinen, von Haaren befreiten Hagebuttensamen, dient zur Durchspülung bei rheu-matischen Erkrankungen und Blasen-Nieren-Leiden. Wissenschaftliche Studien fanden heraus, dass das Hagebuttenpulver der Hundsrose schmerzlindernd bei Gelenkrheumatismus ist, da es in die entzündlichen Prozesse ein-greift.
Hagebutten-Likör Zutaten: 100 g Hagebutten evtl. 1 Stange Zimt 260 g Kandiszucker 1 Flasche Korn 32%
Die Hagebutten von Stielen und Blütenansätzen befreien und mit Kandis, Zimtstange und Korn in ein Gefäß geben. An einem sonnigen Platz ca. 8 Wochen ziehen lassen, dann abfiltern und in Flaschen füllen. Anschließend den Likör ein gutes halbes Jahr noch reifen lassen. Der Likör ist nach einem deftigen Essen gut geeignet.
* * * * *
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra): In früheren Zeiten galt der Holunder als heilig. Als «Wohnsitz des guten Hausgeistes», der germanischen Göttin Holda bzw. Frau Holle, die über Leben und Tod herrschte, genoss der Holunder große Wertschätzung. An jedem Hof, an jeder Scheune wuchs ein Holderstrauch, um Mensch und Vieh vor Unheil und Krankheiten zu schützen. Früher verwendete man Rinde, Beeren, Blätter und Blüten, heute dagegen kommen vor allem die Blüten als schweißtreibendes Mittel bei (fiebrigen) Erkältungen und teilweise die Vitamin-C-haltigen, flavonoidhaltigen Beeren als Saft zum Einsatz. Beeren: entzündungshemmend, durch ihren hohen Vitamin-C-Gehalt erhöhen sie die Widerstandskraft gegen Infekte.
Rezept: Holler-Likör 150 g Holunderbeeren 100 g Zucker/Kandiszucker 1 Stange Zimt 1/4 Liter Schnaps (Obstbrand)
Die Holunderbeeren waschen, putzen und etwas trocknen. Mit Zucker, Zimt und Obstbrand in einer dunklen Flasche ca. 6 Wochen ziehen lassen, dann absieben und umfüllen.
In Likören werden vitaminreiche Früchte und Beeren auf angenehme Weise haltbar gemacht. Sie sind erwärmende, verdauungsfördernd und etwas für den Genuss!
Rezept für Fruchtliköre: 200g Wildfrüchte 120 g Kandiszucker 750 ml 32%igen Korn
Mindestens zwei Monate lang in einem verschlossenen Gefäß ziehen lassen. Dann absieben und in schöne Flaschen füllen! Etikettieren.
Um die Zeit der Sommersonnenwende, wenn die Sonne ihren höchsten Stand hat und uns die längsten Tage des Jahres schenkt, wirken die Lichtkräfte am stärksten. In dieser Zeit entfalten die Mittsommerpflanzen intensive Heilkräfte: Sie reichern besonders viele ätherische Öle in ihren Blüten, Blättern und Wurzeln an und strotzen nur so vor kräf-tigen Inhaltsstoffen. Es ist die beste Zeit, diese sonnengetränkten Heilpflanzen zu sammeln und zu trocknen sowie Blütenölauszüge, Blütenessenzen oder wohl-schmeckende Sirupe herzustellen, um die stärkende, goldene Lichtkraft auch in dunklen Tagen zur Verfügung zu haben.
Beide
Sommerpflanzen sind ein wahrer Gesundbrunnen für uns und unsere
gestressten Nerven und helfen uns, unser inneres Gleichgewicht zu
finden. Das Johanniskraut ist ein nebenwirkungsfreies Antidepressivum
sowohl bei leichten und mittleren Depressionen als auch bei der
sogenannten «Winterdepression», die wir dieses Jahr besonders erleben
konnten. Die stimmungsaufhellende Nervenpflanze gibt uns Sonnenkräfte,
wenn unsere Seele dunkel und schwermütig ist und wirkt wie eine
«Lichttherapie von innen». Der Lavendel ist ein nebenwirkungsfreies
«Beruhigungsmittel». Er verhilft uns, nach einem körperlich und geistig
anstrengendem Arbeitstag am Abend zur Ruhe zu kommen und einen
erholsamen Schlaf zu finden. Beide sind hervorragende harmonisierende
und stabilisierende Heilungsmittel für Körper, Seele und Geist in Zeiten
der Reizüberflutung, Überforderung und Überbeanspruchung.
Johanniskraut (Hypericum perforatum) Das Johanniskraut mit
seinen wie kleine leuchtende Sonnenräder wirkenden Blüten gilt als die
Sonnenpflanze schlechthin. Es erhielt seinen Namen von Johannes dem
Täufer, dessen Gedenktag drei Tage nach der Sonnwende ist. Als
lichtliebende Pflanze ist sie vor allem auf sonnendurchfluteten Wiesen
und Waldlichtungen zu finden.
Betrachten wir Johanniskrautblüte
von Nahem, erkennen wir am Rand dunkle Punkte. Zerreiben wir sie dann
zwischen den Fingern, tritt ein rotbrauner Saft aus ihnen heraus. Halten
wir dann die Blätter gegen die Sonne, sehen wir, dass sie wie mit
Nadeln durchstochen aussehen. Es sind transparente Öldrüsen, in denen
fette Öle, Harze und ätherische Öle angereichert sind. Darin enthalten
ist der rote Farbstoff Hypericin, einer der Hauptwirkstoffe der Pflanze.
Bereits früher erkannten die Menschen in der roten Farbe die Fähigkeit
der Pflanze, Sonnenkräfte zu speichern. Wissenschaftliche Studien haben
bestätigt, dass das Hypericin unseren Zellstoffwechsel anregt, die
Zellatmung aktiviert und so unserem Körper neue Energie zuführt.
Paracelsus,
Arzt, Alchemist und Naturforscher im 16. Jahrhundert, lobte das
Johanniskraut als «Universalmittel mit höchster Wirkkraft».
In zwei
Hauptanwendungsgebiete kann die Heilwirkung des Johanniskrautes
untergliedert werden: innerlich als Nervenmittel bei depressiven
Verstimmungszuständen, Ängsten, nervöser Unruhe, Erschöpfung,
Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Wechseljahrbeschwerden; äußerlich als
Wundheilmittel bei Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen,
Verstauchungen und Verrenkungen, Verbrennungen 1. Grades, Sonnenbrand,
Muskel- und Nervenschmerzen, Gürtelrose sowie Hexenschuss. Ebenfalls
eignet es sich zur Pflege spröder und trockener Haut und es ist ein
wunderbares Mittel bei Neurodermitis. Eine Fotosensibilisierung ist
möglich, kommt aber äußerst selten vor.
Darreichungsformen: Tee, Tinktur, Öl, Frischpflanzenpresssäfte, Fertigpräparate.
Verschiedene Zubereitungen Tee 2 TL (2 g) Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis
10 Min. abgießen, 2–5 Monate lang 2–3x tägl. 1–2 Tassen trinken. Teemischung
gegen Wetterfühligkeit: Je 20 g Johannis-, Schafgarben- und
Passions-blumenkraut, Melissenblätter und Lavendelblüten. 7 Min. ziehen
lassen. Bei Bedarf 3x tägl. 1 Tasse trinken. Tee gegen
Wechseljahrbeschwerden: Je 20 g Johannis- und Schafgarbenkraut,
Löwen-zahn-, Melissen- und Salbeiblätter, Weißdornblätter und -blüten
sowie Hopfenzapfen. Nach 7 Min. abseihen. 6 Wochen lang 3x tägl. 1
Tasse lauwarm trinken; nach einer 6- bis 12-wöchigen Pause erneut.
Johanniskrautöl
(Rotöl) Ein Glas locker mit frisch geöffneten Blüten, Knospen und
jungen Früchten zu Dreiviertel füllen. Das Ganze mit gutem, kalt
gepresstem Olivenöl übergießen und ca. eine Woche lang unverschlossen,
nur mit einer Kompresse bedeckt, damit die Feuchtigkeit entweichen kann,
der Sonne aussetzen. Dann das Glas verschließen und weitere 3 bis 5
Wochen in der Sonne stehen lassen, bis der Inhalt rubinrot leuchtet. Das
Rotöl durch ein Papier- oder Stoffsieb abfiltern und in dunkle
Fläschchen abfüllen. Kühl aufbewahren! Es ist ca. 1 Jahr haltbar und
kann innerlich und äußerlich angewendet werden.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) Wer
kennt sie nicht, die tief blau-violetten Lavendelfelder der Provence,
die einen würzig-aromatischen Duft verströmen und Seele und Sinne
beruhigen, sodass wir die Seele baumeln lassen können? Der Halbstrauch
liebt sonnige, eher magere Standorte und wächst bis hoch in die Berge
hinauf.
Lavendel leitet sich ab vom lateinischen Wort «lavare»
(das heißt «waschen»). Bereits die Römer badeten mit Vorliebe mit
Lavendel, um ihr Wohlbefinden zu steigern. Er reinigt Körper und Seele,
vertreibt böse Geister und unreine Gedanken, stärkt das Ich und ist ein
bittrer Trank gegen Leberleiden, so fasste Hildegard von Bingen die
Heil-wirkungen dieser Sommerpflanze zusammen.
Diese «blaue
Blume» wirkt Wunder, wenn die Gedanken kreisen und die Seele nachts
nicht zur Ruhe kommt. Leiden wir unter Einschlafstörungen und
Unruhezuständen sowie Nervosität, Reizbarkeit und Stress leiden, die oft
mit nervösen Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfen und Blähungen
einhergehen, dann ist der Lavendel als Tee oder in einer Teemischung
angesagt. Denn der Lavendel fördert unseren Schlaf und wirkt
angstlösend.
Ätherisches Lavendelöl hilft rasch schmerzlindernd,
entzündungshemmend und regenerationsfördernd bei Wunden, Verbrennungen,
Verbrühungen und Sonnenbrand. Als einziges ätherisches Öl kann es pur
aufgetragen werden!
Verschiedene Zubereitungen Tee 1–2 TL Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und 5 Min. bedeckt
ziehen lassen. Vor dem Essen wirkt er appetitanregend, nach dem Essen
verdauungsfördernd; am Abend beruhigend. Antistress-Teemischung: je
20 g Blüten von Lavendel, Rose, Linde, Orange und Schafgarbe sowie 20 g
Melissenblätter. 7 Min. ziehen lassen. Bei Bedarf 3x tägl. 1 Tasse
trinken. Tee zur äußeren Anwendung: Badeteemischung für ein Vollbad:
30 g Lavendelblüten, 20 g Melissenblätter und 10 g Rosenblütenblätter.
10 Min ziehen lassen.
Lavendelsirup 120 g Zucker bei schwacher Hitze
in 150 ml Wasser auflösen, zum Kochen bringen und 5 Minuten ziehen
lassen. Den Topf vom Herd nehmen, 9 Lavendel-blütenstängel hineingeben
und 24 Stunden darin ziehen lassen. Danach die Stängel ent-fernen, den
Sirup in Flaschen abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Er ist ca. 2
Wochen haltbar. Der Sirup ist ein wunderbares Sommergetränk und eignet
sich hervorragend zum Aromatisieren von Desserts.
Um die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche erwacht das Leben in der Natur. Endlich ist es soweit! Es zieht uns nach draußen, um Licht und Wärme zu genießen und die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Überall beginnt es zu grünen und zu sprießen. Jetzt ist es Zeit für eine Frühjahrskur mit einer heilsamen Reinigung für Körper, Seele und Geist.
Während des Winters nehmen wir vitaminärmere und kohlenhydratreichere Nahrung zu uns. Auch bewegen wir uns weniger und halten uns weniger an der frischen Luft auf. Da unser Stoffwechsel und unsere Ausscheidung im Winter träger ist, kann es zu Gewichtszunahme, Hautproblemen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder gar zu rheumatischen Beschwerden kommen.
Durch ihre geballte Grünkraft sind die Frühlingspflanzen unglaubliche Fitmacher. Durch diese Körperreinigung kann auch unsere Seele und unser Geist von Winterschlacken, Unlust, Trägheit und inneren Blockaden befreit werden. Dann fühlen wir uns wieder innerlich und äußerlich verjüngt, erneuert und gekräftigt.
Entscheiden wir uns für die Frühjahrskur, sollte sie 3 bis maximal 10 Wochen dauern. Doch aufgepasst: In dieser Zeit ist es wichtig, auf üppiges, schweres Essen und auf Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und Kaffee zu verzichten. Stattdessen sollten wir reichlich trinken. Zu den jeweiligen Heilkräutertees muss immer auf reichliche zusätzliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um die gelösten Giftstoffe auch in Lösung bringen und ausscheiden zu können. Das bedeutet, man muss zusätzlich zu den 3 bis 5 Tassen Tee pro Tag 2 Liter Flüssigkeit in Form von verdünnten Gemüse- oder Obstsäften, dünnen Brühen oder einfach nur heißes Wasser trinken. Das Motto der Kur lautet also: Trinken, trinken, trinken!
Der
Sinn einer Frühjahrskur ist deshalb, die Aktivierung der Stoffwechsel-
und Entgiftungsfunktion mit harntreibenden Stoffwechseltees.
Ausgeschieden werden sollen über die Nieren Stoffwechselendprodukte,
Umweltschadstoffe und andere Gifte, die unser Körper aufgenommen und die
sich in Organen und im Bindegewebe abgelagert haben und uns belasten.
Die Brennnessel und die Birke sind dafür bestens geeignet.
Große Brennnessel (Urtica dioica) und Kleine Brennnessel (Urtica urens) Obwohl
als Unkraut verspottet und verkannt, ist die Brennnessel eine der
wirksamsten Pflanzen der Natur! Sie ist heute fast weltweit verbreitet.
Heilkundlich verwendet werden zwei Arten: die weiter verbreitete
mehrjährige Große Brennnessel und die einjährige Kleine Brennnessel. Die
einjährige ist zierlicher und zarter in der Gestalt, dafür stärker in
der Wirkung.
Wohl jeder hat bereits unangenehme Erfahrungen mit
der Brennnessel gemacht. Denn an Blättern und Stängeln beider Arten
befinden sich viele kleine Brennhaare, die bei der geringsten Berührung
brechen und sich in die Haut bohren, ein brennendes Stoffgemisch aus
Acetylcholin, Histamin und Ameisensäure sofort injizierend und Quaddeln
bildend. Wer litt nicht schon an diesem stechenden Juckreiz!?
Mit
ihren vielen Mineralstoffen wie Kieselsäure, Kalium, Kalzium, Eisen,
Magnesium sowie den Vitaminen A und C ist die Brennnessel eine
Powerpflanze ohnegleichen. Ihre jungen, zarten Blätter eignen sich ab
März hervorragend als harntreibender Tee oder für die Wildkräuterküche.
Die Heilwirkung des Krautes ist enorm: Es wirkt blutreinigend,
blutbildend, entgiftend, harntreibend, harnsäureausscheidend,
blutzuckersenkend, stoffwechselanregend und verdauungsfördernd.
Eingesetzt wird die Brennnessel zur Entgiftung der Niere und zur
Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege.
Auch unterstützt sie die Behandlung rheumatischer Beschwerden und wird
zur Vorbeugung und Therapie degenerativer, arthrotischer und
neuralgischer Leiden eingesetzt. Nur bei Ödemen infolge eingeschränkter
Herz- oder Nierentätigkeit sollte die Brennnessel auf keinen Fall
verabreicht werden.
Erntetipps: Bevor die Pflanze zu blühen
beginnt, erntet man, mit Schere und Handschuhen ausgerüstet, die oberen
Triebe. Dann verwendet man sie entweder frisch oder lässt sie trocknen.
Darreichungsformen: Tee,
Tinktur, Gel, Frischpflanzenpresssaft, Wildgemüse; Brennnesselwasser:
eine 2-l-Schale mit kaltem Wasser füllen und mit frischen
Brennnesseltrieben bedecken. 2 Std. ziehen lassen, abgießen und über den
Tag verteilt trinken und zur Nahrungszubereitung mit verwenden.
Verschiedene Zubereitungen Der
Klassiker: Tee 2 TL (2 g) frische oder getrocknete Droge mit 150 ml
siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abgießen, 3–4 x
tägl. 1 Tasse trinken. Da der reine Brennnessel-Tee nicht sehr
wohlschmeckend ist, kann man ihn mit ein wenig Fenchelsamen verbessern.
Die
Mischung: Blutbildungstee 40 g Brennnesselblätter mit je 20 g
Schafgarbenkraut, Rosmarin- und Melissenblätter 7 Min. ziehen lassen. 6
Wochen lang 3-mal tägl. 1 Tasse trinken.
Wildkräuterküche Bereits
unsere Vorfahren verwendeten die Brennnessel in der Neunkräutersuppe,
auch Gründonnerstagssuppe genannt. Sie gibt Kraft und Energie. Der
eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die jungen Blätter
lassen sich in Salat, Kräuterbutter, Suppen, Saucen, Aufläufen, als
Gemüse oder in Bierteig sowie in Frikadellen verarbeiten. Guten Appetit!
Birke (Betula pendula) Die
Birke mit ihrer schlanken, jugendlichen Gestalt und ihrem zarten,
frischen Grün gilt als Symbol des Frühlings, des wieder erwachenden
Lebens, der Fruchtbarkeit und der Jugendlichkeit. Sie wurde früher der
Frühlingsgöttin zugeordnet. Nicht umsonst wird sie bis heute als
traditioneller Maibaum eingesetzt.
Als sogenannter «Nierenbaum»
regt die Birke mit ihren harntreibenden und entzündungshemmenden
Wirkstoffen die Nierenfunktion an und führt zu einer vermehrten Wasser-
und Salzausscheidung. Sie wirkt mild entwässernd, ohne das Nierengewebe
zu reizen. Und sie regt den Stoffwechsel an. Deshalb wird sie innerlich
als Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege,
gegen Harnsteinbildung, Nierengrieß, zur unterstützenden Behandlung
rheumatischer Beschwerden und bei Hautleiden. Nur bei Ödemen infolge von
Herz- oder Niereninsuffizienz sollte die Birke nicht eingesetzt werden.
Inhaltsstoffe: Flavonoide, Saponine, ätherische Öle, Harze, Gerb- und Bitterstoffe, Vitamin C, Kalium und Kalzium.
Darreichungsformen: Tee, Frischpflanzensaft, Präparate. Der
frisch gewonnene, zuckerhaltige Birkensaft, von dem man täglich 1 bis 2
Gläser trinkt, vitalisiert und stärkt den Organismus, reinigt die Haut
sowie fördert die Ausscheidung der Harnsalze.
Verschiedene Zubereitungen Tee
1 TL (2 g) Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und 15 Min.
ziehen lassen. Mehrmals täglich 1 Tasse bis insgesamt 1 Liter trinken.
Teemischung
für die Frühjahrskur: 20 g Birkenblätter, 20 g Brennnesselblätter, 20 g
Löwenzahnblätter, 20 g Hohlzahnblätter, 20 g Gänseblümchenblätter, 15
Min. ziehen lassen, 3 bis max. 10 Wochen lang 3-mal tägl. 1 Tasse
trinken.
Tee zur äußeren Anwendung: Ein Absud kann zu Waschungen oder
als Badezusatz bei Hautausschlägen oder Fußschweiß eingesetzt werden.
Wildkräuterküche Die
jungen, noch glänzenden Blätter und die Knospen eignen sich
hervorragend für Salate oder als Zugabe zu einem Frühlingsquark. Die
mild schmeckenden Blättchen kann man in Öl mit Kräutersalz in der Pfanne
rösten und dann in Suppen, Gemüsegerichte oder auf den Salat streuen.
Während der Wintermonate, wenn Kälte und Nässe durchs Land ziehen und wir nur selten die Sonne zu Gesicht bekommen, können wir uns kaum erwehren, nicht von einer Erkältung und gar einer Grippe heimgesucht zu werden. Immer wieder aufs Neue hoffen wir, dass wir wenigstens diesmal verschont bleiben. Und dennoch erwischt es uns immer wieder.
Was können wir zunächst vorbeugend oder bei den ersten Anzeichen einer Erkrankung tun? Welche Heilpflanzen können uns dabei helfen? Bewährte pflanzliche «Hausmittel» – richtig angewendet – gehören inzwischen zu den meist genutzten Heilmitteln und eignen sich bestens zur Selbstmedikation. Sie unterstützen und stimulieren die körpereigenen Regulationskräfte. Mit ein wenig Geduld und Ausdauer können deshalb die Heilpflanzen wichtige Begleiter in der kalten Jahreszeit sein.
Bringen
wir unseren Körper zum Schwitzen, werden die Abwehrkräfte gesteigert.
Hierfür eignet sich eine Schwitzkur mit Hilfe von heißen Erkältungstees,
Fußbädern und eines heißen Bades aus Holunder- und/oder Lindenblüten am
Nachmittag oder Abend. Hierfür muss auf einen stabilen Kreislauf
geachtet werden und es darf kein Fieber vorhanden sein. Anschließend
legt man sich in warme Decken und gönnt sich Bettruhe. Bei einem solchen
«Heilschlaf» können bereits die ersten Symptome gelindert oder gar
gestoppt werden.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) Haben
wir vorgesorgt und im Frühsommer die Blüten des Schwarzen Holunders
gesammelt und getrocknet, können wir sie beim ersten Erkältungsanflug
aus dem Vorratsschrank nehmen und für die Tee- oder Badzubereitung
gleich verwenden. Vielleicht haben wir auch eine Flasche
Holunderbeerensaft zu Hause, den wir jetzt gerne mit heißem Wasser
verdünnt trinken.
Pflanzenporträt In früheren Zeiten galt
der Holunder als heilig. Als «Wohnsitz des guten Hausgeistes», der
germanischen Göttin Holda bzw. Frau Holle, die über Leben und Tod
herrschte, genoss der Holunder große Wertschätzung. An jedem Hof, an
jeder Scheune wuchs ein Holderstrauch, um Mensch und Vieh vor Unheil und
Krankheiten zu schützen. Früher verwendete man Rinde, Beeren, Blätter
und Blüten, heute dagegen kommen vor allem die Blüten als
schweißtreibendes Mittel bei (fiebrigen) Erkältungen und teilweise die
Vitamin-C-haltigen Beeren als Saft zum Einsatz.
Erntetipps Die
Blütendolden werden gleich nach dem Aufblühen im Mai bis Juli (je nach
Standort) am besten mittags bei trockenem, warmem Wetter abgeschnitten
und an einem warmen, schattigen Ort möglichst rasch getrocknet. Die im
August und September reif werdenden schwarzen Beeren werden ebenfalls
gesammelt, um sie entweder im Dörrgerät (oder im Backofen) zu trocknen
oder um aus ihnen Saft herzustellen.
Darreichungsformen Blüten:
Tee, heißer Holunderblütensirup, Schwitzkur (1/2 l Tee und gleichzeitig
ein Holunderblütenbad oder –fußbad; Beeren (nur gekocht!):
Holunderbeerensaft («Fiebersaft» genannt).
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: Keine bekannt.
Wirkungen Blüten: schweißtreibend, entzündungshemmend, resistenzsteigernd, bei verschleimtem Husten sekretlösend; Beeren: entzündungshemmend, durch ihren hohen Vitamin-C-Gehalt erhöhen sie die Widerstandskraft gegen Infekte.
Verschiedene Zubereitungen Tee 1
TL (2–3 g) Droge mit 150 ml heißem Wasser überbrühen und 7 Min. bedeckt
ziehen lassen. Mehrmals tgl. 1 bis 2 Tassen so heiß wie möglich
trinken, besonders in der zweiten Tageshälfte.
Holunderblütensirup 1
½ l Wasser zum Kochen bringen. 1 kg Zucker einrühren und so lange auf
kleiner Flamme köcheln lassen, bis der Zucker sich völlig aufgelöst hat.
Dann abkühlen lassen und 20 g Zitronensäure in die Zuckerlösung geben.
20 Holunderblütendolden in ein großes Gefäß geben, 3 in Scheiben
geschnittene Bio-Zitronen dazugeben und mit der erkalteten Zuckerlösung
übergießen. Gut zugedeckt 5 Tage stehen lassen, das Ganze immer wieder
gut umrühren. Danach abgießen, in ausgekochte Flaschen füllen, gut
verschließen und kühl lagern. Mit heißem Wasser verdünnt in der kalten
Jahreszeit trinken!
Holunderbeerensaft Ein Litergefäß
entstielte Beeren mit ¼ l Wasser, der abgeriebenen Schale und dem Saft
einer Zitrone zusammen im Dampfentsafter entsaften mit 50 bis 100 g
Zucker süßen. Noch heiß in ausgekochte Flaschen abfüllen und
verschließen.
Antigrippetrunk 200 ml Holunderbeerensaft mit
600 ml Wasser, 2 Gewürznelken, 1 bis 2 Scheiben Ingwer und ¼ zerstoßener
Zimtstange zusammen erhitzen (nicht kochen!), mit etwas Honig süßen und
so heiß wie möglich trinken: 1 bis 5 Tage lang 3- bis 4-mal täglich 1
Tasse.
Viele
von uns kennen sicherlich den Lindenblütentee aus der Kindheit: Wie wir
ihn mit Honig gesüßt von der Mutter ans Bett gebracht bekommen haben,
wenn wir mit einer fieberhaften Erkältung im Bett lagen. Und wir können
uns gut erinnern, wie wir kräftig schwitzen mussten, aber auch wie
wohltuend und beruhigend wir es anschließend erlebt haben. Deshalb
bereiten wir auch heute noch gerne einen Lindenblütentee, den wir auch
oft mit Holunderblüten ergänzen, sobald jemand in der Familie eine
Erkältung oder eine Grippe hat.
Pflanzenporträt Seit
Urzeiten steht die Linde dem Menschen sehr nahe. Sie ist der Volksbaum
schlechthin. Wie kein anderer Baum hat sie die Herzen der Menschen
erobert und sich in das Leben und Denken der Menschen Europas tief
eingeprägt. Sie ist der viel geliebte und von Dichtern und Sängern
verehrte Baum. Die Linde gilt als Kult-, Sagen-, Mythen- und Zauberbaum;
sie ist Haus-, Gedenk- und Schutzbaum, aber auch der Baum der
Verliebten, Park- und Alleebaum sowie ein dankbarer Schattenspender. Und
sie ist Symbol ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und
Bescheidenheit. Unter ihrem ausladenden Blätterdach spielte sich früher
das soziale Leben eines Dorfes ab. Bis 1000 Jahre können Linden alt
werden. Medizinisch genutzt werden die Blüten sowohl der Sommerlinde (Tilia cordata) als auch der Winterlinde (Tilia platyphyllos).
Erntetipps Die
Blüten werden im Juni bei Blühbeginn, gleich nach dem Aufblühen,
zusammen mit dem gelblich-weißen Hochblatt am späten Vormittag bei
trockenem, warmem Wetter geerntet. Anschließend werden die Blüten
möglichst rasch an einem warmen, schattigen Ort getrocknet.
Darreichungsformen Tee, Teekompressen, Auflagen, Mundspülung, Fußbad, Bad (mit anschließender Bettruhe, nur bei stabilem Kreislauf!).
Inhaltsstoffe Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Saponine , Vitamin C und P u.a.
Verschiedene Zubereitungen Tee 1
TL (2 g) Droge mit 150 ml heißem Wasser überbrühen und abgedeckt 5 bis 7
Min. ziehen lassen. Bei Bedarf mit Honig, eventuell sogar mit
Lindenblütenhonig, süßen. Mehrmals tgl. 1 Tasse so heiß wie möglich
trinken.
Erkältungsteemischung 20 g Lindenblüten
(resistenzsteigernd), 20 g Holunderblüten (schweißtreibend), 20 g
Thymiankraut (stärkend), 20 g Kamillenblüten (reizmildernd).